„Lauschige Nacht“ für alle: Ziehrers „Die Landstreicher“ im Schloss Zell
- am Juni 24, 2019
- Von agnes
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„Lauschige Nacht“ für alle: Ziehrers „Die Landstreicher“ im Schloss Zell
Pramtaler Sommeroperette überzeugt heuer mit Ensemble und Orchester
18. Juni 2019
Agnes Palmisano und Harald Wurmsdobler (Intendant) in den Titelrollen der beiden Landstreicher. © Pramtaler Sommeroperette
Von Ingo Rickl
Carl Michael Ziehrer (1843 bis 1922), letzter Hofballmusikdirektor der habsburgischen Monarchie, lebt trotz eines umfangreichen Oeuvres leider nur mit einem Werk weiter: Den „Landstreichern“, die 1899 im Sommertheater „Venedig in Wien“ das Licht der Welt erblickten. Nun, 120 Jahre später, hat Intendant Harald Wurmsdobler die musikalische Komödie als siebente Produktion der Pramtaler Sommeroperette mit Hilfe der in Wien beheimateten Ziehrer-Stiftung ins idyllische Zell an der Pram geholt, wo die Verwechslungsgeschichte mit Hilfe des Bearbeiters Bernhard Maxara nun in Bayern spielt. Die Bearbeitung lässt nicht nur einen erweiterten Melodienreichtum aus der Feder Ziehrers zu, sondern verändert den Szenenablauf mehrmals.
„Lauschige Nacht“-Arie wurde ans Ende verlegt
Die bedeutendste Neuheit ist die Verlegung der schmalzigen Tenor-Arie „Sei gepriesen, du lauschige Nacht“ an das Ende der verwirrend-komischen Handlung. Aus einem manchmal zu Kitsch tendierenden Ziehrer-Schlager wird, sobald das gesamte Ensemble musikalisch in das Tenorlied einsteigt, ein echter „Rausschmeißer“, der noch lange im Ohr bleibt.
Die Geschichte hat auch mit Eröffnungsredner LH a. D. Josef Pühringer zu tun, der den genannten Schlager anfangs in sein Lob des Tages einbaute. Erstmals musste übrigens – wegen einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit von Regengüssen, die dann doch nicht eintraten – eine Premiere in Zell in den Mehrzwecksaal des Schlosses verlegt werden. Auch sonst zeigten sich Ausstatterin Daphne Katzinger und Regisseurin Manuela Kloibmüller der Operette gewachsen, was allerdings mit dieser rundum rollendeckenden Besetzung kein Wunder ist. Die Handlung ist verwirrend genug: Es geht um ein Landstreicher-Ehepaar, um scheinbare Diebstähle, um Liebesabenteuer verschiedener Gesellschaftsschichten sowie um falschen und echten Adel.
Das Orchester sINNfonietta unter Gerald Karl scheint für dieses Werk gegründet worden zu sein. Die Vielseitigkeit der Melodien wird durchgezogen, der Kontakt zu den Sänger-Darstellern könnte im (heißen) „überakustischen“ Saal nicht besser sein.
Landstreicher-Ehepaar komödiantisch verkörpert
Das Landstreicher-Ehepaar Fliederbusch wird vom Intendanten selbst und von der mit vielseitig eingesetztem Koloratursopran bis hin zum legendären „Wiener Dudler“ auftrumpfenden Agnes Palmisano komödiantisch verkörpert. Da muss sich Operetten-Diva Eva-Maria Kumpfmüller als vielbegehrte Mimi mit teils skurriler Mimik und gleichzeitig strahlendem Sopran persönlichkeitsstark wehren. Die Liebhaber an ihrer Seite: Erich J. Langwiesner als zwischendurch zu „Herrn Meier“ mutierender Fürst Adolar, die mit dem Hit „Das ist der Zauber der Montur“ aufwartenden Leutnants Michael Zallinger als Mucki von Muggenheim und Philipp Gaiser als Rudi von Rodenheim sowie der mit weinenden Rufen nach Mimi durch die Gegend ziehende Michael Kaltseis als Verlobter Lajos. Als Wirt Gratwohl ist Karl Glaser ein begnadeter Wienerlied-Sänger, Wirtstochter Anna – verkörpert durch Christine Ornetsmüller – erkämpft sich den Gerichtsassessor Roland, gespielt vom Tenor George Kounoupias. Entgegen dem Libretto von Leopold Krenn und Karl Lindau streut schließlich Gerichtsdiener Kampel alias Martin Dreiling melancholische Psychologie ein, weshalb offensichtlich aus Vorsicht Rupert Ramsauer den Diener des Fürsten mit Rollator absolviert.
Im August spielt man bei der Sommeroperette Heldritt im Coburger Land.
Quelle: https://volksblatt.at/lauschige-nacht-fuer-alle-ziehrers-die-landstreicher-im-schloss-zell/
Lustvolle, spielerische Verwechslungen
- am Juni 24, 2019
- Von agnes
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Pramtaler Sommeroperette: Premiere von Carl Michael Ziehrers „Die Landstreicher“.
Ihre 7. Saison begann die „Pramtaler Sommeroperette“ am Samstag im Schloss Zell an der Pram mit der Premiere von Carl Michael Ziehrers 1899 uraufgeführtem Werk „Die Landstreicher“. Die rasante Verwechslungskomödie kreist um ein aktuelles Thema: Diskriminierung und „Schöner Schein“.
Es wäre freilich kein Lustspiel, wenn es dem vorverurteilten Landstreicherpaar nicht immer wieder gelänge, seinen halbvertrottelten Widersachern mit immer neuen Kostümverwandlungen eins auszuwischen.
In der Inszenierung Manuela Kloibmüllers entwickelt sich das wendungsreiche Spiel zunächst recht kompakt und es amüsiert mit Anspielungen auf das reale Polit-Kabarett. Doch spätestens mit zusätzlichen Elementen des „Zaubers der Montur“ (zwei junge Offiziere, ein weiterer Liebhaber) kippt der Trubel immer wieder ins Klamaukhafte und lässt die zentrale Rolle des Landstreicherpaares und den Handlungsstrang verblassen. Da würden wohl einige Straffungen Abhilfe schaffen. Dagegen sehr erfreulich: die 18 Musizierende umfassende „sINNfonietta“ unter dem kompakten Dirigat von Gerald Karl.
Intendant Harald Wurmsdobler und Agnes Palmisano geben den Landstreichern gekonnt sängerische und komödiantische Konturen; ihnen ebenbürtig sind die köstlichen Auftritte von Ex-Landestheater-Schauspieler Erich J. Langwieser, der den alten Fürsten glänzend karikiert. Martin Dreiling feuert als Gerichtsdiener zielsichere Pointen ab.
Das weitere Ensemble (Eva Kumpfmüller, Christine Ornetsmüller, Karl Glaser, George Kounoupias, Michael Zallinger, Philipp Gaiser und Michael Kaltseis) singt und agiert zwar professionell, aber zum Teil zu wenig textdeutlich. Der Schluss-Hit „Sei gepriesen, du lauschige Nacht“ mündete in lebhaften Premierenjubel.
Fazit: Flott musizierte Operetten-Farce mit einigen Highlights und einem spielfreudigen SängerInnen-Team, das zeitweise hart am Klamauk vorbeischrammt.
Pramtaler Sommeroperette: „Die Landstreicher“ von Carl Michael Ziehrer in Zell an der Pram, Regie: Manuela Kloibmüller, Musikalische Leitung: Gerald Karl, Premiere: 15. 6., Termine: 22., 23., 28., 29., 30. Juni, Info/Karten: 0664/5931807, www.sommeroperette.at
Von Paul Stepanek 17. Juni 2019 00:04 Uhr
Quelle:
https://www.nachrichten.at/kultur/lustvolle-spielerische-verwechslungen;art16,3139153
„Ich weiß gar nicht, was mich erwartet“
- am Juni 06, 2019
- Von agnes
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ELL, WIEN. Agnes Palmisano hat an der Wiener Universität für Musik und Darstellende Kunst Gesang studiert. Heuer spielt die Künstlerin erstmals bei der Pramtaler Sommeroperette mit.
Tips: Frau Palmisano, Sie haben vor einiger Zeit im Zuge eines Interviews gesagt, dass Sie gerne einmal bei einer Operette mitmachen würden. Feiern Sie in Zell ihre Operetten-Premiere?
Palmisano: Nein! Ich habe bereits auf der Universität bei einigen Opern- und Operettenproduktionen mitgewirkt, und danach mehrmals, zum Beispiel in der „Fledermaus“ oder im „Weißen Rössel“ gespielt. Meine letzte Operettenproduktion war vor rund drei Jahren an der Wiener Volksoper. Aber gemessen daran, wie gerne ich Musiktheater spiele, habe ich in den letzten Jahren viel zu wenige Produktionen gemacht. Das liegt vor allem daran, dass ich als Mutter zweier kleiner Kinder andere Prioritäten hatte. Eine Operetten- oder Opernproduktion ist in der Vorbereitung durch die Probenarbeit sehr zeitintensiv.
Tips: Haben Sie schon einmal eine Aufführung der Pramtaler Sommeroperette live gesehen?
Palmisano: Nein, noch nie. Ich weiß gar nicht, was mich erwartet.
Tips: Wie kam es zu Ihrem Engagement in Zell?
Palmisano: Die Studienleiterin Erika Roubal erzählte mir bei einem zufälligen Zusammentreffen von ihren Aktitiväten bei der Sommeroperette und zeigte mir einen Folder, auf dem Harald Wurmsdobler, mein ehemaliger Studienkollege, abgebildet war. Ich habe ihn sofort wiedererkannt und ließ ihm ausrichten, dass ich gerne in Zell mitspielen würde. Kurz danach hat mich Harald kontaktiert.
Tips: Welche Rolle spielen Sie und was können Sie uns darüber erzählen?
Palmisano: Ich bin Berta Fliederbusch, geborene Wachtl. Mein Mann August (Harald Wurmsdobler) und ich sind die beiden titelgebenden Landstreicher: zwei Menschen, die sich den Normen und Konventionen nicht beugen. Nicht aus Not, sondern aus Überzeugung. Übersetzt auf heute: ein Künstlerpaar.
Tips: Ihr Spezialgebiet ist der Dudler. Wie sehr unterscheidet sich dieser vom Jodeln?
Palmisano: Im 19. Jahrhundert hat man in Wien die Wörter Dudeln und Jodeln parallel verwendet, es gibt aber natürlich wesentliche Unterschiede zwischen Wiener Musik und -regional ebenfalls verschiedener alpenländischer Volksmusik. Auch im Stück werde ich einen Dudler singen, den Karl Millöcker für Marie Geistinger (die erste Wiener Operettendiva und Direktorin des Theater an der Wien) komponiert hat.
https://www.tips.at/news/zell-pram/land-leute/467416-ich-weiss-gar-nicht-was-mich-erwartet
Interview mit Agnes Palmisano zur neuen CD
- am Dezember 13, 2018
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„Agnes Palmisano“ aus Rubato vom 29. November 2018 Radio Klassik Stephansdom!
CD Release Konzert am 29.11. im Wiener Musikverein
- am November 27, 2018
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Agnes Palmisano: „Ich singe, wo man mich lässt“
- am Juni 16, 2018
- Von agnes
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Agnes Palmisano: „Ich singe, wo man mich lässt“
Agnes Palmisano beim Festival aufhOHRchen in Wiener Neustadt. Dort ist sie in die Schule gegangen.
Ihr Nachname klingt nicht wienerisch. Eher nach Mafia.
Agnes Palmisano: Meine Vorfahren waren Wein- und Olivenbauern in Apulien.
Und was hat sie hierher verschlagen?
Palmisano: Der Hunger und die schlechte Arbeitssitua tion. 1904 ist mein Urgroßvater in den Norden gegangen und hat beim Karawankentunnel mitgebaut.
Ihr Vater, Simon Palmisano, war Militärattaché. Sie wirken gar nicht militärisch.
Palmisano: Gott sei Dank, da wird sich mein Vater freuen. Aber fragen Sie meine Söhne, die behaupten, ich sei sehr streng … Für meinen Vater jedenfalls war eine Karriere beim Bundesheer neben Priester die einzige Option, studieren zu können. Das war eine arme Familie mit acht Kindern. Vater hätte eigentlich Hafnermeister werden sollen wie sein Onkel, der auch Simon geheißen hat. Da hätten sie das Firmenschild nicht wechseln müssen.
Ihr Vater ist sehr kunstaffin – hat er Ihnen das vererbt?
Palmisano: : Tatsächlich war er sehr kunstsinnig, aber hat das nur sehr marginal ausgelebt. Meine Mutter, eine Salzburgerin, hat immer einen Chor geleitet. Ich bin mit Kirchenmusik aufgewachsen. Aber die Tatsache, dass die Tochter tatsächlich eine Künstlerin ist, das ist ihnen ein bissl ungeheuer. Kunst macht man für sich, für seine Seele, aber das ist kein Beruf. Das ist kein anständiger Beruf, da macht man nur so viel, dass es einem ein bisschen besser geht, da innen drinnen.
Sie haben eine breite musikalische Ausbildung, haben viele musikalische Interessen. Wieso haben Sie sich auf das Wienerlied konzentriert?
Palmisano: Das ist wirklich erstaunlich. Es ist mir ein bisschen passiert. Ich habe auf der Musikuniversität sehr schwer eine Schublade gefunden, habe stimmlich in kein klares Schema gepasst. Aber im Pflichtfach Volksmusikensemble gab’s ein Wochenendseminar in Schottwien mit Roland Neuwirth. Da habe ich meine ersten Wienerlieder gesungen, dazu noch meine ersten beiden Dudler. Damit bin ich dann sofort engagiert worden. Und das war das erste Mal, dass ich das Gefühl gehabt habe: Wow, da gibt’s eine Nachfrage! Da gibt’s Menschen, die sagen, gleichgültig, woher du auch kommst, hier bist du willkommen.
Ist das Dudeln für Sie zu einer Engführung geworden?
Palmisano: Ich komme, je älter ich werde, immer mehr drauf, dass jedes Ding zwei Seiten hat. Das Dudeln ist eine Heimat oder eine Identität geworden, aber natürlich auch eine Einschränkung. Ja, ich würde sehr gerne Oper oder Operette singen, und ich könnte es auch, aber ich werde damit nicht assoziiert, ich bin in einer anderen Schublade. Ich habe nie in eine Schublade gepasst, und jetzt bin ich erst recht in einer. Man landet immer irgendwo.
Täuscht der Eindruck, oder sind Sie jetzt öfter in Niederösterreich am Werk?
Palmisano: Ich habe eine enge Beziehung zur Volkskultur Niederösterreich und deren Geschäftsführerin Dorli Draxler. Aber ich singe sowieso überall, wo man mich lässt und wo man mich engagiert. Und ich freue mich sehr, wenn das öfter in Niederösterreich ist.
Jetzt singen Sie in Wiener Neustadt. Die Rückkehr der jungen Dame?
Palmisano: Ich habe keinen Grund, an Wiener Neustadt in irgendeiner Art Rache zu üben. Ich war dort in der Schule, ich war dort im Turnverein, ich war dort im Tanzkurs, ich war dort!
Quelle: NÖN