Styriarte: Tief – Tiefer – Schubert – Dowland

DIE NACHT NICHTET

Noch existenzieller geht es zur gleichen Zeit an einem anderen Schauplatz der styriarte zu, auf dem Schlossberg. Dort sind die Nacht und das Nichts heute ein Paar in todesnaher Umschlingung; dort führt uns Agnes Palmisano an die Grenzen des Lebensmuts. Den Weg dorthin hat ihr John Dowland gezeigt, der unsterbliche Singer/Songwriter der Shakespearezeit. Aber natürlich macht sie ganz ihr Eigenes daraus, nämlich ein Wienerisches, Tiefschwarzes.

„Obs’d stinkert bist oder rasiert, vü schena wer‘ ma nimma“, singt die Palmisano in ihrer Version von „Come Away, Come Sweet Love“. Und das ist mit Abstand das Fröhlichste, was wir heute von ihr hören. In grotesker Entrückung schwebt sie durch den Titelsong „In Finstan möcht‘ i sein“ („In Darkness Let Me Dwell“), in dem das Ächzen der Geige von den Bitternissen einer verzweifelten Seele kündet. Nicht allzu viel Spielraum für Interpretationen lässt das Ende der Nummer: „Scheiß Leben, foahr endlich o!“

Dafür kann man die ultimative Weisheit „Mei Leben hat kan Sinn“ erstaunlich beschwingt musizieren, wie die beiden Bands des Abends in freundschaftlichen Duellen darlegen: hüben das wienerisch besetzte und mit allerhand urigen Preziosen aufwartende Agnes Palmisano Quartett; drüben das erlesene, vor Originalklangzauber nur so duftende Armonico Tributo Consort rund um Gambenmeister Lorenz Duftschmid.

Quelle: https://styriarte.com/styriarte-blog/traeumerei-in-finstan/

 


 

 

 

 

 
Fotos: Nikola Milatovic